Rückblick 2020

Ein gutes Gefühl war das im Mai 2020, als wir unseren Acker übernehmen konnten. Bo flitzte vor Aufregung zwischen der Pferdekoppel und den Ackerhühnern hin und her und war ganz wild darauf, mit seiner kleinen Gießkanne alles zu bewässern. Ich war froh nach vielen Wochen Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung etwas anderes zu sehen als unseren Garten und die Wälder und Felder der Umgebung. Zudem hatten wir uns gerade entschieden, dass Bo bis zum KiTa-Start nicht mehr zurück zur Tagesmutter geht, also standen noch ein paar anstrengende Monate vor uns (zu diesem Zeitpunkt konnte man sich das noch nahende Desaster Winter 2020 / Frühjahr 2021 einfach nicht vorstellen – verrückt oder?). Also begann die Saison, das Wetter war fantastisch und alles wuchs und wuchs.
Nicht, das hier einer denkt „wie hat sie das alles zusammen geschafft“. Wir sind manches Mal in Unkraut untergegangen, weil ich zu wenig Zeit abzweigen konnte oder Bo schlicht weg keine Lust auf Ackerarbeit hatte. Ein Glück, dass wir unsere Ackerhühnern hatten, die am Liebsten Unkraut pickten. So war Bo immerzu bemüht, genügend Unkraut zusammen zu bekommen.
Unsere Ernte war sehr ergiebig. Es gab Dicke Bohnen, Kartoffeln, Radieschen, Möhren, Zwiebeln, Erbsen, Spinat, Sellerie, Lauch, Kohlrabi, Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl, Salate, Knoblauch, Gurken, Tomaten, Zucchini, gelbe und grüne Bohnen, Rauke und Feldsalat. Wie schon beim alten Acker, hatten wir die Wachstumsschübe unserer Zucchinis nicht im Griff, die sind gefühlt über Nacht zu Riesen geworden. Die Salate sind aufgrund des guten Wetters viel zu schnell gewachsen, wir konnten locker die Großeltern und die Nachbarschaft mit versorgen.


Für Bo war die Zeit auf unserem Acker meistens auch sehr spannend. Wir haben ihn auch alles mitmachen lassen. Unkraut auszupfen – natürlich mussten da auch ein paar Jungpflanzen dran glauben, aber uns war wichtig, dass er merkt, dass wir ihm alles zu trauen. Neue Pflanzen säen, hier waren dann eben die Reihen nicht perfekt gerade oder es gab ein paar Lücken oder eben viele Pflanzen auf einem Fleck. Aber mal unter uns, wer sagt überhaupt, dass man gerade Reihen haben muss? Es wächst doch trotzdem! Ganz hoch im Kurs stand auch immer das Gießen – von Bo und den Pflanzen… Aber das Highlight überhaupt war natürlich die Ernte. So lernte Bo, dass Radieschenblätter pieksig sind, Zucchinis – wenn man nicht aufpasst – riesig werden, Bohnen und Erbsen aus ihren Hülsen befreit werden müssen, Kartoffeln und Möhren die unterschiedlichsten Größen und Formen haben können und alles irgendwie immer zu Hause geputzt werden muss…was zum Glück auch viel mit Wasser zu tun hat. Auch lernte er, das Pflanzen krank werden können, wie unsere Gurken und wir daher nur ganz wenige Gurken ernten konnten.
Und wenn dann doch mal die große Langeweile kam, konnte er mit seinen Autos im Acker rumfahren oder auf der Wiese Ball spielen. Oder eben 500x fragen „fahren wir jetzt“, so dass ich nur das nötigste erledigt habe, um dem ein Ende zu setzen.


Zum Herbst hin waren dann auch die Kohlsorten und der Sellerie zur Ernte reif und die Arbeit auf dem Acker wurde immer weniger bis wir dann Ende Oktober / Anfang November die Saison beendeten. Leider ohne großes Abschiedsfest mit den Ackernachbarn – dank Corona – aber mit großer Vorfreude auf die neue Saison.
Tja, wer hätte es gedacht, dass unser Acker im diesen Jahr auch wieder unser großer Ausgleich sein wird, denn das Reisen haben wir vorsorglich schon mal auf 2022 verschoben. Dafür unsere Dachterrasse gepimpt, damit wir dort abends bei einem gemütlichen Glas Wein unsere zu Essen verarbeitete Ernte genießen können.